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Kaffeepause mit …

Horst Thieme, Smart City Manager, Stadt Augsburg

Horst Thieme, Smart City Manager der Stadt Augsburg
Nach Stationen bei IBM Deutschland, NetApp und Red Hat ist Horst Thieme seit 2021 Smart City Manager der Stadt Augsburg. Er ist außerdem Initiator des Grand Slam und Mitgründer der Bürgerinititative für eine Neue Stadtbücherei in Augsburg.

Wie trinkst du deinen Kaffee?

Dauernd. Und sehr schwarz. Doppelter Espresso oder Americano – am liebsten aus einer klassischen Espressomaschine – bitte keinen Filterkaffee! Kein Zucker, keine Milch.

Wer oder was inspiriert dich?

Macher. Sei es aus Unternehmen oder aus der Kreativszene. Weil es Menschen sind, die aus ihrer Unmündigkeit ausbrechen und was verändern oder es zumindest mal versuchen. Das sind meistens Menschen, die assoziativ denken – neue Verbindungen schaffen und somit Altes überwinden können.

Wo setzt du noch auf analoge Technik?

Bücher. Ich liebe das haptische am Lesen: das Papier, den Geruch von Druckfarbe und auch schön gestaltete Leinenbücher. Ich lese quasi ständig. Und ich schreibe auch noch meine Notizen auf Papier – am Liebsten mit einem klassischen Kolbenfüller…

Du bist nicht nur Smart City Manager bei der Stadt Augsburg, sondern hast mit dem „Grand Slam“ auch den Poetry Slam nach Augsburg gebracht – du hast also zwei sehr unterschiedliche Sichtweisen auf die Stadt: Kulturell und digital. Wie geht das für dich zusammen?

Das geht sehr gut zusammen. Letztendlich ist Digitalisierung für mich nur ein Prozess für Vereinfachung, Zugang, Verteilung und Kommunikation. Die Ziele sind aber nach wie vor die gleichen: ein gutes Leben zu führen.

Ich mach die Slams ja schon seit Ende der 90er. Die fortschreitende Digitalisierung half mir als Veranstalter, leichter mit dem Publikum und den Künstlern kommunizieren zu können. So konnten wir die Deutschsprachigen Slam-Meisterschaften 2015 nicht nur leichter bewerben, sondern auch live streamen. Technologie ist also Mittel und nicht das Ziel.
Und so ist auch meine Sicht auf die Stadt: Als Bürger, als Kunstvermittler – und eben jetzt seit Ende letzten Jahres auch aus der Verwaltung der Stadt heraus. Das ist schon sehr spannend!

Wie sieht für dich die ideale Stadt der Zukunft aus? Was muss eine Smarte City wirklich können?

Für mich dreht sich das im Wesentlichen um die Fragen: Wie können wir die Stadt lebens- und liebenswert gestalten? Wie können wir alle Mittel für dieses Ziel einsetzen – ob digital oder analog?

Das bedeutet also dass Nachhaltigkeit und Technologieeinsatz im Einklang sind, weil sie auf die gleichen Ziele einzahlen: den Bürger*innen ein gutes Leben zu ermöglichen. Die Verwaltung einer smarten Stadt ist zugänglich und einfach zu erreichen, sie arbeitet transparent dank Open Data-Ansätzen und ermöglicht Bürgerbeteiligung, um alle mitzunehmen und um die Demokratie zu stärken. In einer smarten Stadt fühlen sich alle eingeladen und dürfen mitmachen – und keiner wird ausgegrenzt: sei es aufgrund von Bildung, Herkunft, Fähigkeiten oder Vermögen. Mobilität ist einfach und womöglich ist alles viel grüner als heute. Und nein – das alles hat nicht mit mehr Bildschirmen und Robotern zu tun: eine smarte Stadt fühlt sich womöglich sogar unglaublich analog an, wird aber von Technologie unterstützt.

Grundlage dafür ist die Verknüpfung heute meistens in Silos liegender Daten aus den verschiedensten Dienststellen in eine urbane Datenplattform um sie nutzbar zu machen für Verwaltung und Stadtrat um zum Beispiel ganz konkret bessere Verkehrssteuerung, neue Bürger*innen-Services oder auch Klimaabschätzungen zu ermöglichen.

Wie steht es um die Digitalisierung in Augsburg?

Ich komme ja aus der Privatwirtschaft und war in den letzten Jahren in internationalen IT-Firmen unterwegs – da ist der Grad der Digitalisierung natürlich extrem hoch. Aber die Stadt Augsburg muss sich nicht verstecken: sie steht nach einer bundesweiten Studie vom letzten Jahr unter den Top 25 Großstädten, was Digitalisierungsleistungen angeht. Bayernweit sind wir sogar auf Platz 2, laut dem Dashboard Digitale Verwaltung, das den Fortschritt der digitalen Verwaltung greifbar und empirisch überprüfbar macht. Wir sind also knapp hinter Nürnberg und sogar vor München!

Als erste bayerische Stadt haben wir einen Digitalrat gegründet, der seit letztem Jahr arbeitet und die Stadt bei Digitalisierungsvorhaben berät – ihr habt ja darüber auch schon berichterstattet. Und wir in der Geschäftsstelle Smart City haben natürlich auch ganz viel vor!

Was mich aber wirklich freut, ist, dass wir hier eine gute Firmen- und Gründerlandschaft haben: da ist einfach viel Potential in Augsburg vorhanden. Und es kommt viel Gutes aus Hochschule und Universität. Wir haben Makerspaces und FabLabs wie das Habitat und auch das OpenLab. Und natürlich gibt es auch die Unterstützung durch die Gründerzentren, wie dem Digitalen Gründerzentrum DZ:S.

Mitte der 90er habe ich ja selber aus der Uni heraus mit einem Kumpel eine Webfirma gegründet und hätte mich damals gefreut, hätten wir damals schon so ein tolles Setup vorgefunden! Ich bin da fast neidisch!

Was ist ein Projekt, das du in Augsburg unbedingt noch verwirklichen möchtest?

Also bevor ich in die Kiste springe? Noch viele Projekte!

Aber was ich wirklich konkret bald angehen will ist ein Hackathon, wo wir die Bürgerschaft mit Kreativ- und Nerdszene zusammenbringen, um Sensorennetzwerke, Open Data und viele weitere Technologien und Ideen zu verknüpfen, die unsere Stadt noch weiter bereichern können. Mitstreiter gesucht!

Wenn du die Möglichkeit hättest, das nächste große Cover einer weltweit aufgelegten Zeitschrift zu entwerfen, was würdest du drauf machen?

Drei Wörter: „Alles wird gut.“

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