Female Empowerment
Zuerst bin ich Mensch

Kinder, die im Dreck spielen. Frauen, die an der Feuerstelle knien, Männer in Fußballtrikots der vorletzten Saison – so sieht „Afrika“ in unseren Köpfen oft aus. Arme Menschen, die in einer überholten Welt leben. Und wir? Wir glauben, ihr Schicksal mit ein paar Euros ändern zu können.
Diese Vorstellung vom „wilden Afrika“ ist tief verwurzelt: „Als ich 1979 mein Studium in Saarbrücken begann, wussten die Deutschen alles besser über mich“, erinnert sich Auma Obama zurück. „Sie dachten, dass ich da in einem afrikanischen Gewand antanze, mit Kopfschmuck, und dass ich super kochen könne und auf Knien dem Mann das Essen serviere.“ Mit 19 erhielt sie ein Stipendium, reiste allein nach Deutschland – und traf auf tiefsitzende Stereotype. „Während meine Mutter in Kenia ganztags berufstätig war, gehörten deutsche Frauen noch hinter den Herd, spätestens ab Mittag, wenn die Kinder aus der Schule kamen. Und diese Leute, die wollten mich retten – mich, die ‚arme schwarze Frau‘!“
Doch das Erstaunlichste? „Immer wieder hörte ich: ‚Du kannst das gar nicht beurteilen, du bist zu subjektiv.‘ Die Leute hier beharrten darauf, mein Land und mein Leben besser zu kennen als ich. Dabei kannten sie eigentlich nicht mal ,mein Land‘: Das ist nämlich Kenia, nicht Afrika“, betont Auma. „Von Afrika wird immer gesprochen, als sei es ein Land. Die einzelnen Länder werden gar nicht wahrgenommen. Aber Afrika ist kein Land: Afrika ist ein Kontinent!“
Zwischen Aufklärung und Entertainment
„Also habe ich angefangen, über Afrika, über mein Land und die diversen Kulturen aufzuklären – in Seminaren bei der Friedrich-Ebert-Stiftung und der Carl-Duisberg-Gesellschaft.“ Gemeinsam mit Ali – eigentlich Alfons – stellte sie Gegensätze bewusst überspitzt in Seminaren dar. „Unsere Veranstaltungen waren beliebt, immer voll – die Leute kamen wieder. Doch sie sahen es als Unterhaltung. Sie hörten zu, aber sie verstanden nicht. Sie kamen zweimal, dreimal, stellten aber immer dieselben Fragen – wussten gleichzeitig aber alles besser.“
Eine Zeit lang legte sie die Aufklärungsarbeit auf Eis. Aber auch wenn Auma vieles kann, aufgeben gehört nicht dazu. Deswegen hat sie in sich hineingehorcht, hat ihre innere Stimme gesucht – und hat zugehört: „Ich wollte aufklären – über mein Land, meinen Kontinent. Und genau das tue ich bis heute in meinen Keynotes.“ In ihren Vorträgen spricht sie über Eigenverantwortung, über das Überwinden von Vorurteilen und über globale Ungerechtigkeiten. Sie fordert ihr Publikum heraus, sich mit den eigenen Denkmustern auseinanderzusetzen – mit Klarheit, Direktheit und Humor.
Dabei geht es nicht nur um die Vergangenheit, sondern auch um aktuelle Entwicklungen: „Warum kam es dazu? Was ist mit unserer Gesellschaft passiert, dass so etwas geschieht?“ Damit meint sie den Rechtsruck in Europa, aber auch Proteste in Kenia, als 2024 Tausende gegen Kenias Präsident Ruto demonstrierten. „Kenias Generation Z begehrt auf“, titelte die Tagesschau. Dazu muss man aber wissen: Das Durchschnittsalter in Kenia liegt bei etwa 19,5 Jahren – in Deutschland übrigens bei rund 45 Jahren. Wenn also die kenianische Gen Z aufbegehrt, sind das sehr viele unzufriedene Menschen und damit weitaus mehr als eine bloße jugendliche Laune.
»HÖR IN DICH HINEIN UND FINDE DEINE INNERE STIMME.«
– Dr. Auma Obama
Mit starker Stimme für die Zukunft
Aber es war nicht nur die Jugend, die auf die Straße ging. „Auch ich habe mit meiner Tochter demonstriert, denn es geht um unser aller Zukunft. Es geht auch um unser Land: Wir dürfen nicht weiter zulassen, dass unsere Regierung unser Land zu Gunsten westlicher Länder ausbeutet. Der Kolonialismus hat uns schon so viel geraubt. Unsere Regierungen machen weiter mit der Ausbeutung. Es ist an der Zeit, das zu ändern.“
Diese Haltung trägt Auma Obama als Speakerin in die Welt. Ihre Keynotes sind nicht nur Vorträge – sie sind ein Weckruf. Sie inspirieren, fordern heraus und zeigen, dass Veränderung möglich – und nötig – ist. Ihr Rat? „Hör in dich hinein und finde deine innere menschliche Stimme.“ Nicht umsonst heißt ihre Stiftung „Sauti Kuu“ – Kiswahili für „Starke Stimmen“. „Viele Kinder trauen sich nicht zu sprechen, ihre Meinung zu sagen. In unserer Stiftung lernen sie, sich auszudrücken – mit Selbstbewusstsein, mit klarer Stimme, für sich selbst und ihre Zukunft.“
Wer mit Auma Obama spricht, ihr zuhört, spürt ihre Überzeugung. Ihre Worte wirken nach – und inspirieren zum Handeln. Ein Vorbild für eine solidarische Zukunft und am Ende des Tages: ein Mensch.
Vita
Dr. Auma Obama ist eine kenianische Germanistin, Soziologin, Journalistin, Autorin und Rednerin
- 1960 geboren in Nairobi
- 1979 Stipendium in Deutschland
- 1996 Promotion in Bayreuth
- 2010 Gründung Auma Obama Foundation Sauti Kuu
Mitglied des World Future Council,
Botschafterin des THW
Für Speakeranfragen und Unterstützung der Foundation:
- www.aumaobama.de
- Saskia Hildebrandt, Saskia.hildebrandt@sh-m.de
Auma Obama Foundation Sauti Kuu
- Stiftung, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Kindern auf der ganzen Welt die Möglichkeit zu geben, ihr Potenzial zu verwirklichen.
- Unter dem Dach von Sauti Kuu arbeitet eine Vielzahl von Partnern und Unterstützern. Die Patrizia Foundation zählt seit 2016 dazu und hat den Bau einer Handwerksschule mitfinanziert. Aktuell arbeitetet man gemeinsam an „Ready For The Future“, einem innovativen Bildungskonzept, das Kinder vom pädagogischen Spielplatz bis hin zum digitalen Lernen begleitet.