Weg zum Erfolg
Mr. Einfach Machen
War es schon immer dein Traum, als Regisseur zu arbeiten?
DAVID: Ich habe schon als Kind mit dem Camcorder meiner Eltern Horrorfilme im Keller gedreht und als Jugendlicher habe ich mit meinen Freunden Jackass-Videos nachgemacht. Von klein auf war ich also schon mit der Kamera unterwegs. Während meiner Ausbildung zum Mediengestalter Bild & Ton in München hat sich dann abgezeichnet, dass meine Leidenschaft zum Beruf wird.
Wie ging’s danach weiter für dich?
Ich habe nebenbei kleine Werbespots für lokale Unternehmen gedreht, außerdem Musikvideos, zum Beispiel für Errdeka. Mein Studium an der Macromedia Hochschule in München habe ich mir so bereits mit Werbefilmen finanziert, während meine Kommiliton:innen in einer Bar oder Ähnlichem gearbeitet haben. Das hat mich auch enorm weitergebracht. Wenn man ein paar Mal auf die Fresse fliegt, dann merkt man schnell, dass es gar nicht so einfach ist, als Regisseur Geld zu verdienen.
Wie bist du im Werbefilmbusiness gelandet?
Ich bin da tatsächlich mehr oder weniger hineingerutscht. Im Nachhinein bin ich darüber aber ganz froh. Denn Werbefilme bringen auf der einen Seite gutes Geld, was dir auf der anderen Seite ermöglicht, eigene Projekte zu machen. Du kannst nicht einfach darauf hoffen, dass Netflix anruft und dich bucht, wenn du vorher noch nichts gemacht hast. Da gehört schon auch Glück dazu, man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein.
Ab wann kam der Punkt, an dem du gedacht hast „Okay, jetzt läuft’s“?
Kurz nach meinem Studium habe ich beim Sophie-Opel-Preis den ersten Platz gemacht und wurde zeitgleich bei der Trinity Agency als Werbefilmregisseur aufgenommen. Und dann ging es richtig los mit den Werbefilmen. Allerdings musste ich erst einmal herausfinden, wie das Business läuft. In meiner Schublade für Humor und Storytelling gibt es ungefähr zehn Regisseure, die für Jobs angefragt werden und gegeneinander pitchen. Aber ich fand die Storys von diesen namhaften Agenturen echt langweilig und dachte mir: „Das kann ich definitiv besser.“
Was macht für dich eine gute Idee aus?
Sie muss einen emotional berühren. Egal auf welcher Ebene: lustig oder traurig. Wenn ich nichts dabei fühle, dann finde ich das einfach langweilig.
Und dann hast du eine eigene Agentur gegründet, die Any Agency?
Ich hatte bereits eine Produktionsfirma und habe daraus dann eine Kreativagentur gemacht. Zur selben Zeit entstand der Kontakt zu Lidl und wir haben angefangen, zusammenzuarbeiten. Lidl war damals unser erster großer Erfolg. Da haben Kund:innen und andere Produktionsfirmen gemerkt, dass die Jungs aus Augsburg ganz witzige Sachen schreiben. Das war der zweite Punkt, an dem ich dachte, dass es jetzt läuft. Wir hatten einen Jahresvertrag mit Lidl, sodass ich Leute einstellen konnte und mir keine Sorgen mehr machen musste, wie ich alle bezahlen soll.
Stichwort „Sorgen“. Wie schafft man es, eine Agentur zu führen und gleichzeitig kreativ zu bleiben?
Es gab natürlich Tage, da dachte ich mir: „Fuck, wie zahle ich jetzt meine Miete?“ Diese Sorge hat mich aber trotzdem nie davon abgehalten, kreativ zu sein. Ich habe irgendwann angefangen, auf mein Bauchgefühl zu vertrauen, und mir gedacht: „Du regelst das schon.“ Ich bin ganz ehrlich: Man braucht einfach eine gute Portion Selbstbewusstsein. Aber das kommt nicht aus dem Nichts. Du musst erst einmal viele kleine Jobs gemacht haben und viel Scheiße und viele Fehler, um irgendwann das Gefühl zu haben, dass am Ende etwas Gutes dabei rauskommt.
Und das Gute bekommen wir von dir zu sehen. Deine Werbefilme sind „anders“, um es kurz zu sagen. Was zeichnet sie aus?
Sie müssen emotional berühren. Ich erzähle in jedem Film gerne eine kurze Geschichte. Das toucht dann auch die Zuschauer:innen und sie erinnern sich so besser daran, wenn sie das Produkt im Regal stehen sehen. Das unterscheidet meine Clips von früherer Werbung: Damals reichten gute Bilder, um zu überzeugen.
Was würdest du anderen raten, die ihre Leidenschaft zum Beruf machen wollen?
Einfach mal machen. Viele nehmen sich vor, Regisseur:in, Storyteller:in oder Content-Creator:in zu werden, aber erzählen immer nur davon, anstatt es auch zu machen. The „way to go“ ist nicht auf das erste, große Ding zu warten, sondern erst einmal Fehler in deinem Beruf zu machen, um besser zu werden.
Gibt es ein Projekt, auf das du sehr stolz bist?
Erstmal bin ich auf alles stolz. Was ich vorher noch nie gemacht hab, war ein Format wie meine erste eigene Serie „Wrong – unzensiert“. Da war ich nicht nur Regisseur und Drehbuchautor, sondern auch Hauptdarsteller. Das war schon sehr besonders, gleich 35 Drehtage hintereinander durchzuziehen, und das ohne Pause. Das ist ziemlich anspruchsvoll und auch mental sehr anstrengend gewesen. Da bin ich stolz auf mich, dass ich das geschafft hab.
Wie kam es denn eigentlich dazu, dass du jetzt sogar eine eigene Serie hast?
Während des Studiums haben meine Freunde und ich immer mal drüber nachgedacht, eine eigene Sitcom zu machen. Und irgendwann kam dann „Jerks“ heraus und man hat plötzlich gemerkt, dass das deutsche Fernsehen offen ist für diese Art von schwarzem Humor. Dann haben wir die erste Folge „Wrong – unzensiert“ komplett auf eigene Kosten produziert. Das Werbegeld hat die erste Folge finanziert. Und genau diese Folge habe ich eingereicht und dann ist das Ganze bei RTL gelandet. Deren Rückmeldung war kurz: „Let’s do it.“
War es von Anfang an geplant, dass du selbst nicht nur hinter, sondern auch vor der Kamera stehen wirst?
Das war das Ding. Wir haben alle selbst geschauspielert, weil wir kein Geld für Schauspieler:innen hatten. Wir kannten das schon, weil wir bei „The Flat“ auch geschauspielert haben und das hat echt Spaß gemacht. Das Gespräch bei RTL lief dann so ab, dass ich gefragt habe, wen wir casten sollen, und die haben einfach gesagt: „Nene, den Cast lassen wir genauso.“
Also einiges zu tun. Wie hast du es da noch geschafft, alle drei Jobs unter einen Hut zu bekommen?
Das ist die meistgestellte Frage. Aber die Antwort ist einfach: Es hat nur funktioniert, weil ich das Drehbuch zur Serie selbst geschrieben habe. Es ist zeitlich natürlich ein wenig aufwendiger. Du bist derjenige, der jeden Tag am längsten am Set ist, wie in der Schule, als alle deine Freunde nach Hause gegangen sind und du hattest Nachmittagsunterricht. Aber ich hab auch die zweite Staffel geschafft, ohne verrückt zu werden. Eine dritte ist jetzt allerdings erstmal nicht geplant.
In „Wrong“ ebenfalls zu sehen ist deine Freundin. Wie war es für euch, gemeinsam vor der Kamera zu stehen?
In der ersten Staffel war Lena im echten Leben noch gar nicht meine Freundin. Wir haben zu dem Zeitpunkt nur in der Serie ein Paar gespielt. Aber es hat echt gut zwischen uns gepasst und wir haben uns ineinander verliebt. Und was soll ich sagen? Mittlerweile wohnen wir zusammen in München.
Was steht denn als Nächstes an?
Ich schreibe gerade an meinem ersten Film. Das ist der Traum eine:r jeden Regisseur:in: Einmal eine DVD mit dem eigenen Film in der Hand halten. Auch, wenn es DVDs eigentlich nicht mehr wirklich gibt. Ich will damit dann auch auf Festivals gehen und vielleicht einen Preis gewinnen. Und wer weiß: Vielleicht mache ich in Zukunft auch mal einen Netflix-Film.
Unsere Interview-Location, das Hallo Werner, kommt ja auch in deiner Serie vor. Welchen Bezug hast du denn dazu?
Seit der Serie denken die Leute, die Bar gehört mir. Mein Freund und Besitzer des Hallo Werner, Matthias Mörtl, wurde bei einer Mitarbeiter:innenversammlung angesprochen, wieso ich als Chef denn nicht da bin. Das find ich ganz lustig. Aber Fakt ist: Ich hab hier einfach sehr viele schöne Abende verbracht und habe daher das Hallo Werner als Inspo genommen. So konnte ich ein bisschen Augsburg nach Hamburg holen.
Was bedeutet dir Augsburg?
Dadurch, dass meine Agentur in Augsburg sitzt, ist es oft günstiger, auch dort zu drehen. Es ist aber auch einfach schön, die Locations hier anzufragen, weil es für die Leute noch etwas Besonderes ist. In München kriegt man oft eine Absage, weil schon irgendjemand anderes verbrannte Erde hinterlassen hat. Neben der Arbeit sind aber auch noch meine Familie und ganz viele Freund:innen in Augsburg. Ich habe schon mal kurz überlegt, nach Berlin zu ziehen, nachdem ich 2,5 Jahre in Hamburg war. Aber ich bin einfach super gerne in den Bergen und am Meer. Da ist eine Base im Süden einfach viel cooler.