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Kaffeepause mit …

Wolfgang Wopperer-Beholz, Co-Autor Product Field und Value Cube

Wolfgang ist Facilitator und Aktivist, Co-autor der Methodenframeworks Product Field und Value Cube. Zuvor war er Mitgründer des Hamburger Product Studios mindmatters und des Coworking Spaces betahaus Hamburg.

Wie trinkst du deinen Kaffee?

Am liebsten als Tee.

Wer oder was inspiriert dich?

Natur, Musik, engagierte und empathische Menschen. Aktuell insbesondere Brian Eno.

Hast du eine Buch-/Podcast-/Filmempfehlung für uns?

The Ministry for the Future, Kim Stanley Robinsons nicht sehr fiktionaler, aber umso wichtigerer SF-Roman über die Klimakrise, und die Dokuserie The Century of the Self von Adam Curtis, die sehr detailliert (und spannend!) zeigt, wo der Konsumismus herkommt, der uns in diese Krise geführt hat.

Wie kommt man vom Philosophiestudium in die Produktentwicklung?

Über das Internet – das war um die Jahrtausendwende einfach zu interessant, um sich nicht darauf zu stürzen. Was dann allerdings das Studium für ca. 20 Jahre unterbrochen hat, bevor ich es letztes Jahr endlich abgeschlossen habe. Davon abgesehen ist die Übung in Abstraktion und Argumentation, die ein Philosophiestudium mit sich bringt, in der Produktentwicklung Gold wert.

Du bist Co-Autor des Frameworks Product Field. Kannst du erklären, was das Product Field bewirkt und für wen es relevant ist?

Das Product Field hilft Teams und Organisationen, die Produkte entwickeln, ein geteiltes Bild von ihrem Vorhaben zu entwickeln, Muster und Zusammenhänge zu erkennen, Stärken und Schwächen zu identifizieren, und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Es macht die Komplexität von Produktentwicklung handhabbar, ohne sie zu verniedlichen.

Was bedeutet gutes Design für dich?

Gutes Design bedeutet für mich, den größeren Kontext zu sehen und die Interessen aller Stakeholder zu berücksichtigen – nicht nur (aber auch!) die der Nutzer:innen, sondern aller, die mit den Konsequenzen von Design-Entscheidungen leben müssen. Dazu gehören insbesondere auch künftige Generationen und die Ökosysteme, deren Teil wir sind. Gutes Design ist für mich deshalb regenerativ und zirkulär.

Du hast schon viele etablierten Firmen, Start-ups und Einzelpersonen bei Projekten begleitet. Was ist das wichtigste, das du in diesen Prozessen gelernt hast?

Dass jeder dieser Prozesse individuell ist und Blaupausen oder Patentlösungen selten helfen. Aber auch, dass es eine Sache gibt, die praktisch immer weiterbringt: gemeinsames Denken, unterstützt und strukturiert durch Räume, Visualisierungen und Methoden, die eine aktive Beteiligung aller fördern.

Was sind die häufigsten Herausforderungen, mit denen Kund:innen auf dich zukommen?

Mit den Umbrüchen klarzukommen, die durch die Digitalisierung ausgelöst oder beschleunigt werden, und mit der Komplexität von wachsenden Organisationen produktiv umzugehen.

Was ist deiner Meinung nach die wichtigste Voraussetzung für Innovation?

Vielfalt und psychologische Sicherheit – Teams sind innovativ, wenn sie unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen zusammenbringen und sich jedes Mitglied sicher genug fühlt, um unbeschwert beizutragen. Das ist inzwischen durch etliche Studien belegt.

Wenn du die Möglichkeit hättest, das nächste große Cover einer weltweit aufgelegten Zeitschrift zu entwerfen, was würdest du drauf machen?

Eine griffige Visualisierung, die zeigt, wo ein aktuell empfundenes Problem eigentlich herkommt. Im Moment wäre das dieser Chart:

Er zeigt, dass Inflation in den letzten 40 Jahren mehrheitlich von Lohnkosten getrieben wurde, aktuell aber von Unternehmensgewinnen. Wir brauchen mehr Verständnis solcher Zusammenhänge, um mündige Bürger:innen zu werden und angemessene politische Entscheidungen zu treffen.

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