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Kaffeepause mit …

Mareike Borger, Mitgründerin PARENTI

Selbst bei einer geplanten Schwangerschaft gibt es vor und nach der Geburt jede Menge Fragen und Aufgaben abzuarbeiten. Bisher sind Eltern damit ziemlich auf sich selbst gestellt - PARENTI unterstützt sie jetzt dabei.

Wie trinkst du deinen Kaffee?

Ich bin kein typischer Kaffee Junkie, aber morgens liebe ich einen guten Espresso, mit nem Schuss Hafermilch und etwas Zucker.

Wer oder was inspiriert dich?

Mich inspirieren Menschen, die bereit sind Dinge zu verändern, die anpacken und mutig voraus gehen. Menschen, die einen überholten Status Quo nicht akzeptieren und sich unbequemen Situationen stellen, anstatt sich weg zu ducken. Nur um ein paar Personen zu nennen, die mich auf irgend eine Weise inspiriert haben: Hannah Arendt, Helmut & Loki Schmidt, Margaret Thatcher, Greta Thunberg, Lea-Sophie Cramer, Nina Strassner und Jacinda Ardern.

Kannst du uns kurz deinen Werdegang schildern?

Studiert habe ich BWL & Chinesisch, aber das ist lange her. Danach hatte ich ein paar kürzere Stopps in der Medien- & Agenturbranche und bin dann in der Mode hängen geblieben. Dort habe ich in verschiedenen Marketingbereichen gearbeitet, immer am liebsten mit digitalem Fokus. Was mich dabei in jedem Job begleitet hat, waren die Themen Aufbau und Change Management, sprich: wie müssen wir uns als Abteilung und als Unternehmen verändern, um auf der Welle des digitalen Wandels mitzureiten. Das war harte Arbeit und natürlich ein ongoing task.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus?

Sobald die Kinder in Kita/Kiga sind, radel ich meistens in unseren Co-Working Space. Dann strukturiere ich meine To Dos für den Tag und checke mit meinem Kalender, ob diese auch realistisch umzusetzen sind. Ich habe da noch immer  ein Problem mit meinem Erwartungsmanagement… :-). Daher ist das wichtig für mich. Wenn ich zu viel erwarte und nicht liefere, dann bin ich abends unleidlich.

Als erstes werfe ich einen Blick in unsere Trackingtools und dann folgt ein kurzer Check-in mit meiner Mitgründerin Iris. Dann geht es weiter in Video Calls und an die To Do Liste. Ich bin für die Produktentwicklung und alles, was ins B2C-Marketing fällt, zuständig. Ich arbeite 3 Tage mit der Option „open end“ und an 2 Tagen hole ich meine Kinder Nachmittags ab. Diese Kombination funktioniert sehr gut und ich habe das Gefühl, damit eine super Balance gefunden zu haben. Allgemein halten wir es im Team so, dass jeder arbeitet, wie es für einen individuell am besten passt.

Was macht PARENTI?

PARENTI ist eine App, die (werdenden) Eltern dabei hilft, ihre To Dos schnell & effizient zu erledigen. PARENTI sagt Eltern, um Welche Aufgabe sie sich Wann und Wie kümmern müssen. Je nachdem in welchem Beschäftigungsverhältnis oder Familienstatus (werdende) Eltern leben und wann das Kind geboren wird/wurde, generiert PARENTI ein individuelles Aufgabenpaket.

Denn genau hier liegt der Knackpunkt: ein alleinerziehendes Elternteil hat ganz andere finanzielle Ansprüche und damit andere Anträge auszufüllen, Deadlines einzuhalten als ein verheiratetes Elternteil. Dasselbe gilt für Selbstständige, nicht verheiratete Eltern etc. Zudem haben wir alle Aufgaben zeitlich priorisiert, damit hier kein Stress entsteht und man seine To Dos logisch abarbeiten kann.

Zeitnah werden weitere Features folgen, die ich aber noch nicht verraten kann. 🙂

Wir haben noch viel vor mit PARENTI und wollen langfristig eine Plattform aufbauen, die diverse digitale Assistenzdienstleistungen anbietet und maximal automatisiert arbeitet.

Zudem wollen in einem separaten Angebot Arbeitgebern aufzeigen, wie sie ihre Eltern-Arbeitnehmer besser unterstützen und somit nachhaltig integrieren und an sich binden können. Stichwort „war for talents“.

Mareike (l.) mit ihrer Mitgründerin Iris Stojko.                                                 Bild: Media Lab Bayern / Cindy Ngo

Wie ist die Idee zu PARENTI entstanden?

Entstanden ist die Idee, nachdem ich mich bei Iris in beiden Schwangerschaften, ausgeheult habe, wie ultra anstrengend es ist, herauszufinden was ich alles recherchieren und erledigen musste. Ich fand es unfassbar, wie viel (unsinniges) Material man geschickt bekommt und wie viele veraltete Informationen hier enthalten waren. Das digitale Angebot war stark e-Com-lastig, so dass ich nie Vertrauen in die Inhalte hatte. Was seitens des Staates angeboten wurde, hat mein Leben nicht leichter gemacht. Mein privates Umfeld spiegelte mir meine Erfahrung zu 100%. Fazit: es gab kein umfassend kuratiertes Angebot, das man kostengünstig und digital in Anspruch nehmen konnte. Nachdem wir dann beide unsere Führungsjobs an den Nagel gehängt hatten, gab es diesen einen TAADAAA-Moment, in dem uns klar war, dass wir diesen Status Quo verändern wollen.

Werden Eltern in Deutschland alleine gelassen?

Definitiv. Es fängt dabei an, dass man mit einem unguten Gefühl in die Schwangerschaft startet, weil man weiß, dass sich das Arbeitsumfeld über diese Lebensveränderung nicht gerade freuen wird und die hart erarbeitete Karriere auf der Kippe steht. Fakt ist, dass Eltern von ihrem Arbeitgeber und/oder ihrem Arbeitsumfeld sehr oft diskriminiert werden. Dazu gibt es eine neue Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes. Getan wird hier leider viel zu wenig. Es muss erst zu einem absoluten Personalengpass kommen, der die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens gefährdet, damit hier ein Umdenken stattfindet. #warfortalents

Anstatt (werdende) Eltern als Träger unserer Gesellschaft zu unterstützen, werden ihnen Felsbrocken in den Weg geworfen. Die Bürokratie ist maximal komplex und darauf ausgelegt, die kleinstmögliche individuelle Situation zu berücksichtigen, anstatt das komplette System so aufzubauen, dass man keinen Doktortitel braucht, um es zu verstehen. Es gibt so viele Fallstricke, die man erst versteht, wenn es zu spät ist. Unser Elterngeld-Konstrukt ist bald 16 Jahre alt und wurde in seinem Höchstsatz nie angepasst. Inflation etc. hin oder her. Nur um ein Beispiel zu nennen.

Über das Thema könnte ich noch lange sprechen, aber das würde den Rahmen sprengen… zusammenfassend: es gibt keine Lobby für Kinder & Familien, daher tut sich auch unter der neuen Ampel-Koalition kaum nennenswertes. Es ist kein Wunder, dass wir nur noch 1,5 Kinder pro Frau bekommen und sich die Situation für uns als Gesellschaft (Überalterung, sinkendes Wirtschaftswachstum…) verschlechtern wird. Die gute Nachricht ist: das Klima wird’s freuen.

Was ist für dich das Erfüllendste an deinem Job?

Das Erfüllendste ist für mich, dass ich an etwas arbeiten darf, das Verbesserung und Vereinfachung als Output hat. Ich stehle niemandem Zeit oder Geld oder vermarkte etwas das keiner braucht. Wenn wir es schaffen, zu einer noch so kleinen positiven Veränderung für Eltern beizutragen, hat sich alles gelohnt.

Wenn du die Möglichkeit hättest, das nächste große Cover einer weltweit aufgelegten Zeitschrift zu entwerfen, was würdest du drauf machen?

OMG was für ein toller Gedanke! Headline: „Wir wollen die Welt retten? Dann brauchen wir Mütter an der Macht.“ Dazu eine Visualisierung einer teils brennenden, teils überschwemmten Weltkugel, mit vielen kleinen Männlein darauf, die sich mal im Kampf gegenüberstehen, mal Nase bohren oder sich Geld in die Taschen stopfen. Ganz leichte Kost also. 😀

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