Kaffeepause mit …
Diplompsychologin und New Organization-Expertin Judith Klups
Wie trinkst du deinen Kaffee?
Am liebsten trinke ich einen Café au Lait am Morgen – mit schönem, cremigen Milchschaum. Am allerliebsten irgendwo draußen in der Sonne – und in netter Gesellschaft.
Wann kommen dir die besten Ideen?
Die besten Ideen kommen mir in den frühen Morgenstunden…meist bewegt mich irgendein Gedanke oder eine Fragestellung schon länger…kommt immer wieder auf in meinem Kopf…und ich lasse es zu. Und dann – meist so gegen 5:00 Uhr morgens – wache ich auf – und die Idee ist da! Oder aber typischerweise immer dann, wenn ich mich entspanne: am Abend beim Chillen vor dem Kamin – draußen auf der Terrasse – Beim Spaziergang in der Natur – unter der Dusche: unverhofft ist eine Idee da!
Was hilft dir dabei, fokussiert zu bleiben?
Um fokussiert zu bleiben, mache ich immer das, was ich gerade mache. Das klingt vielleicht etwas trivial: ist es aber nicht. Es gibt ständig etwas zu tun – und viel mehr als das, was in einem Moment möglich ist. Aber es wird nicht dadurch besser, dass ich gedanklich abschweife. Ich fokussiere mich auf die Aufgaben, die ich eben gerad mache. Das ist absolut nicht einfach, aber absolut wirkungsvoll. Ich versuche einfach immer da zu sein, wo ich gerade bin: physisch sowieso – aber eben auch gedanklich. Die virtuelle Welt ist natürlich oftmals verlockend und so „nah“ – auch da gilt es aber, sich zu fokussieren. Und ich behalte immer das Große und Ganze im Blick, um mich nicht in Details zu verlieren: worauf kommt es wirklich an? Was ist das Gesamtbild und: was zählt wirklich?
Wo setzt du noch auf analoge Technik?
Also das ist eine schwierige Frage. Ich würde in jedem Fall sagen: Post-Ist! Und Gedanken in einem Block scribbeln und skizzieren. Ich hatte vor ein paar Monaten eine echt komplexe Fragestellung im Kopf und hab die Lösung nicht gefunden: ich habe mir ein richtig schönes Sketch-Book genommen und gemalt – ernsthaft: das hat mir total geholfen! Und natürlich beim Spielen mit den Kids: Schatzsuchen – matschen – buddeln: das ist digital einfach nicht dasselbe!
Du unterstützt Unternehmen unter Anderem dabei, ihre HR-Prozesse zukunftsgerichtet zu gestalten. Was ist hier deiner Meinung nach ausschlaggebend?
Für mich ist absolut ausschlaggebend, dass wir am Kern ansetzen und Arbeit in ihrem Kern hinterfragen: was sind überhaupt in die Zukunft die Aufgaben, die zu erledigen sind? Und von wem: Menschen? Robotern? Beiden zusammen? Wo finden die Aufgaben idealerweise statt – wann – und in welcher Art und Weise? Wenn wir weiter in Jobs und Rollen denken, werden wir der Komplexität und der Geschwindigkeit des Wandels nicht mehr gerecht. Die Arbeit der Zukunft ist aufgabenbezogen – und 8-dimensional: es reicht nicht mehr aus, „nur“ in Aufgaben, Stellen & Rollen zu denken und zu planen. Für HR bedeutet das, dass HR sich selbst zukunftsgerichtet aufstellen muss – und ich sage bewusst muss: HR kann Initiator des Wandels sein und Partner/in auf dem Weg Richtung Zukunft. Es gilt, sich von bestehenden Modellen und Prozessen zu lösen, sie zu hinterfragen und – vor allem – Prozesse und Ansätze zu entwickeln, die für die Zukunft gemacht sind. Mit Lust lässt sich Zukunft eindeutig einfacher gestalten als aus der Not heraus.
Du bist Mitgründerin der Zukunftsagenten GmbH – was hat dich damals zu der Gründung inspiriert?
Ich war schon immer jemand, der alles hinterfragt hat – überlegt hat: wie könnte es anders sein – besser – für viele? Als Diplom-Psychologin mit Schwerpunkt Arbeits-, Betriebs- und Organisationspsychologie hat mich vor allem die „Arbeit“ interessiert – und bewegt! Warum muss Arbeit ein Ort sein? Warum gehen Aufgaben nicht anders? Warum können Menschen nicht selbstbestimmter sein, was ihre Arbeit angeht? Diese eigene Vision & Mission, die Arbeitswelt zu verändern, hat mich geleitet. Ich war und bin überzeugt davon: Arbeit muss komplett neu gedacht werden! Ich wollte – und will – Unternehmen auf ihrem Weg vom Heute in die Zukunft begleiten. Ich war ja selber lange im Konzern und schon „damals“, bevor der Begriff „New Work“ wie heutzutage gehypt wird – hinterfragte ich in der eigenen Organisation alles. Vor allem hab ich aus der HR Sicht heraus nicht verstanden, warum es kein Tool gibt, mit dem man strukturiert und mit Fokus strategisches Organisationsdesign & -entwicklung betreiben kann – sprich: die Zukunft aus der eigenen Organisation heraus gestalten zu können! Und so haben wir uns auf unseren eigenen Weg gemacht und die Zukunftsagenten gegründet.
Du hast in der Gründungsphase eurer Agentur nochmal Zwillinge bekommen. War das der erste New-Work-Härtetest?
Ein ganz klares: JA! Die Geburt unseres ersten Kindes war bereits eine Herausforderung, aber anders. Damals war ich noch im Konzern in Festanstellung, Markus hat sich in der Schwangerschaft selbständig gemacht. Dann war Rosa eins – und wir wollten so richtig durchstarten – haben die GmbH gegründet – und so gedacht: naja, ein 2. Kind könnten wir ja schon noch bekommen…und: zack. Zwillinge! Mit der Geburt der Zwillinge kurz nach der Gründung kam dann unser New-Work-Härtetest: wir hatten noch kaum Kunden – ich musste mich schon in der Schwangerschaft „schonen“ (ganz toll) – Rosa war eins – und unsere Software mitten in der Entwicklung. Einen Weg zurück gab es nicht: also haben wir einfach weiter gemacht – Schritt für Schritt – mit einem klaren Ziel vor Augen – und zum Glück Seite an Seite. Das, was wir immer gepredigt haben, haben wir selbst gelebt: welche Aufgaben fallen an (sowohl auf Erwerbsarbeit als auch Familie bezogen)? Wann? Wo? Wie digital gehen sie? Wir haben möglichst viel um Kinder und uns herum digitalisiert, automatisiert, individualisiert und flexibilisiert: Arbeit von Zeit und Ort mehr gelöst denn je. Und: Wir leben beide keine „klassischen“ Rollen, wir haben auch die Rollen nicht einfach getauscht: wir sind beide alle Rollen. „Arbeit“ und Familie: wir verstehen alles als UNSERE Aufgaben – nicht einer „hilft“ dem anderen bei „seinen/ihren“ Aufgaben.
Wie bringt man etablierte Unternehmen dazu, sich einer neuen Arbeitswelt zu öffnen und aus alten Strukturen auszubrechen?
Es gibt keine Blaupause dafür. Es gilt, individuell auf jedes Unternehmen einzugehen, denn jedes Unternehmen steht an einer anderen Stelle. Und dennoch gibt es natürlich Themen, die alle bewegen – oder die für alle in Zukunft relevant sind! Wir nehmen Unternehmen mit auf den Weg Richtung Zukunft und starten hierbei fast dogmatisch immer „in der Zukunft“: wie sieht es aus, das Zukunftsbild für das jeweilige Unternehmen – oder einen bestimmten Bereich? Oft existieren viele heterogene Vorstellungen zur Zukunft, Powerpoint-Abhandlungen beschreiben die Zukunft, die Strategie – liefern aber kein klares und schon gar nicht gemeinsames Bild der Zukunft! So verpufft viel Energie und Kraft. Wir sensibilisieren die Unternehmen für die Zukunft – zum Beispiel durch die Megatrends und Zukunfts-Thesen, die mit den Unternehmen auf sie übertragen werden. Wir haben genau dafür die Workforce Evolution-Methode® – und gleichnamige Cloud-Lösung -entwickelt. Die klare Struktur bei all der Ungewissheit wird sehr geschätzt – und auch die Symbiose aus Menschen und Daten. Denn dadurch – und nur dadurch – findet nachhaltiger Wandel statt.
Wenn du die Möglichkeit hättest, das nächste große Cover einer weltweit aufgelegten Zeitschrift zu entwerfen, was würdest du drauf machen?
Da kann ich mich gar nicht recht entscheiden…was wäre das denn bitte für eine mega Sache! Nach reiflicher Überlegung würde ich zunächst folgendes darauf platzieren: „Making Future Work – what´s your contribution?“ …und dann würde ich ein Bild der Zukunft graphisch designen, dass Menschen in einer Symbiose aus Arbeit und Leben zeigt: mit ihren Familien, Bots, mit Arbeit bzw. Aufgaben, die an verschiedenen Orten zu unterschiedlichen Zeiten erledigt werden…ein fließender und zugleich abgrenzbarer Fluss eines zukünftigen Arbeits-Lebens.
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