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Kaffeepause mit …

Daniel Lassahn, Gründer von alitiq

Daniel Lassahn
meteointelligence-Gründer Daniel Lassahn
Meteorologie einen Schritt weiter gedacht: alitiq verbindet Wetterdaten mit KI

Wie trinkst du deinen Kaffee?

Gar nicht – Ich bleibe bei Wasser und vielleicht mal einem Softdrink.

Wer oder was inspiriert dich?

Menschen, die durch ihre Ideen und Visionen neue Horizonte erschaffen. Gallionsfigur wäre da zum Beispiel Elon Musk, der es schafft, Out Of The Box zu denken. Oft inspirieren mich auch Leute in Menschenrechtsbewegungen. In letzter Zeit habe ich auch wieder mal was von Richard David Precht gelesen, der ist beispielsweise auch jemand, der immer wieder ganz spannende neue Räume öffnet.

Wie kamst du auf die Idee zu meteointelligence?

Ich habe 2017 mein Studium als Meteorologe an der Uni Bonn abgeschlossen und habe aber damals schon gemeinsam mit einer Firma aus Oldenburg eine Masterarbeit im Bereich Energiemeteorologie geschrieben. Dieser Bereich hat mich dann auch nach Augsburg geführt und ich hatte hier meinen ersten Job. Parallel war ich aber bereits selbstständig tätig, wir haben 2016 angefangen Wetterberatung für Großveranstaltungen anzubieten – Klassische Meteorologenarbeit. Da habe ich mich einerseits mit der Zukunft der Meteorologie für Anwender auseinandergesetzt, andererseits habe ich bemerkt, wie viel Spaß mir die Selbstständigkeit macht.

Nach und nach ist dann auch die Idee zu alitiq entstanden. Die anfängliche Fragestellung war damals, wie man es möglich machen kann, Wetterdaten einfach und verständlich aufzubereiten. Zu der Zeit war das Ganze noch sehr auf den Anwendungsfall Festivals und Events fokussiert. Das hat sich dann immer weiterentwickelt und durch das Gründernetzwerk in Augsburg wurde ich nochmal in meiner Idee bestätigt und alles ist konkreter geworden.

Das Netzwerk hat mir auch dabei geholfen, Förderprogramme zu finden und hat mir die Angst, mit meiner Idee zu scheitern, ein Stück weit genommen. Dann haben meine Mitgründer und ich den EXIST-Antrag bewilligt bekommen und so ist es dazu gekommen, dass ich meinen Job Ende letzten Jahres endgültig gekündigt habe.

Mit alitiq verknüpfen du und deine Mitgründer Tristan Semsch und Manuel Rauch meteorologische Daten, Statistik und KI. Wozu genau?

Wir sind kein klassischer Wetterdienstleister, der Temperaturprognosen macht, sondern versuchen quasi einen Schritt weiter zu denken. Temperaturen und Wind beeinflussen beispielsweise, wie die Leute heizen oder wie oft sie die Klimaanlage benutzen und dann eventuell auch das Kaufverhalten, also solche Sachen wie: „Wie viele Klimaanlagen werden an einem heißen Sommertag verkauft?“. Genau das wollen wir prognostizieren.

Wir bilden dann quasi diese komplexen Datenräume ab – die auch nicht zwingend nur meteorologisch sein müssen – und bieten eine Businessprognose an, um Kunden predictability zu ermöglichen. Das müssen wie gesagt nicht ausschließlich Wetterdaten sein, wir gehen auch andere, klassische Wege. Aber überall da wo Wetter ein wichtiger Faktor ist, wollen wir Lösungen bieten.

Unser Kernprodukt ist im Prinzip ein Konglomerat an verschiedenen Algorithmen, die es möglich machen, Wetter- und andere Daten zu Businessprognosen zu machen.

Und wer ist die Zielgruppe?

Aktuell ist unsere erste Zielgruppe der Fall Wärmebedarf. Vor allem für die Bereiche Fernwärme und Gasversorgung spielt unser Produkt eine Rolle.

Im März seid ihr in ein Büro im DZ.S eingezogen. Inwiefern war dieser Schritt wichtig für euch?

Für mich als jemanden, der neben dem Hauptjob parallel schon an seiner Gründungsidee gearbeitet hat, war der Einzug sehr befreiend. Ich kann jetzt meine gesamte Arbeitszeit investieren, an meiner Idee weiterzuarbeiten. Auch die Möglichkeit, mit meinen Mitgründern hier zusammen kommen zu können und wirklich gemeinsam an dem Projekt weiterzuarbeiten ist wichtig für uns. Ohne die Unterstützung wäre es nicht möglich gewesen, das Unternehmen in dem Umfang weiter aufzubauen.

Ihr konntet euch vor kurzem das EXIST-Gründerstipendium des Bundesministerium für Wirtschaft und Energie sichern. Wie hast du den Weg dahin erlebt?

Der Weg war bei uns nicht ganz gradlinig. Wir haben für das Stipendium zwei Anläufe gebraucht.

Beim ersten Anlauf haben wir uns so ein bisschen in dem Tool, das am Ende der Kunde zu sehen bekommt, verrannt. Ein Frontend mit Wetterdaten ist ja erstmal nichts Innovatives – die eigentliche Innovation, unsere algorithmische Lösung, stand beim ersten Antrag eher im Hintergrund. Mit dem Feedback vom Projektträger haben wir dann verstanden, was das eigentlich Innovative an unserer Idee ist und konnten einerseits unser Geschäftsmodell weiter darauf ausrichten und andererseits den Antrag optimieren.

Wir haben wertvolles Feedback bekommen, das fachlich auf einem hohen Niveau war. Ich habe das damals gelesen und mir war sofort klar, was wir eigentlich falsch gemacht haben. Das hat mir direkt die Motivation gegeben, das Ganze nochmal zu optimieren. Beim zweiten Mal hat es dann glücklicherweise auch direkt geklappt!

Ich glaube es war gar nicht schlecht, dass wir einmal durchgefallen sind. Das hat uns geholfen, das richtige Geschäftsmodell zu wählen. Gerade bei dem Gründerstipendium ist es gar nicht so selten, dass Anträge erst beim zweiten oder dritten Mal akzeptiert werden. Also: Nicht aufgeben!

Und was sind jetzt eure nächsten Schritte?

Zum einen Prototypen ans Laufen bekommen, das wird hoffentlich ab Juni der Fall sein. Parallel steht natürlich Vertrieb, beziehungsweise die Suche nach Partnern an, die mit uns gemeinsam Anwendungsfälle entwickeln wollen. Da sind wir auch grundsätzlich offen für alle Branchen und Bereiche, wenn irgendwo eine Abhängigkeit zum Wetter besteht: Logistik, Landwirtschaft, aber auch solche Sachen wie Onlinehandel.

Wie hast du das Startup-Netzwerk in Augsburg erlebt?

Grundsätzlich ist das natürlich eine schwierige Frage, weil man hat ja keinen Vergleich zu anderen Netzwerken. Aber ich habe hier auf jeden Fall das Gefühl bekommen, dass die Leute offen sind und auch bereit dazu, über intimere geschäftliche Angelegenheiten zu reden. Man kann auch von den Erfahrungen, die andere Leute gemacht haben, die auch die Gründernetzwerke weitergeben, profitieren.
Es ist super, dass man bei Sachen, bei denen man sich vielleicht denkt: „Boah, da habe ich ja gar keine Ahnung“, weiß, dass man Unterstützung bekommt. Auch, weil hier in der Gegend die Ausrichtung auf digitale Themen sehr ausgeprägt ist, bekomme für unser Projekt ganz konkrete Tipps und Hilfestellungen. Das hat uns definitiv schon weitergebracht.
Das Netzwerk hier ist also meiner Meinung nach sehr gut, für die Größe der Stadt sogar außergewöhnlich gut.

Du hattest die Idee für alitiq schon sehr lange bevor du sie tatsächlich umsetzen konntest. Würdest du dich selbst als „Gründer aus Überzeugung“ bezeichnen?

Definitiv. Ich bin nicht Gründer, weil ich jetzt schnell mal eine Idee hatte, sondern weil ich viele Aspekte davon kennenlernen durfte und mich bewusst dafür entschieden habe. Eine Entscheidung, die ich auch aus voller Überzeugung getroffen habe.

Wenn du die Möglichkeit hättest, das nächste große Cover einer weltweit aufgelegten Zeitschrift zu entwerfen, was würdest du drauf machen?

Ein Utopie-Cover: Globale Wirtschaftsallianz erreicht Co2-Neutralität / Gender-Pay-Gap seit letztem Jahr nicht mehr vorhanden / Erstmals keine Waffenproduktion mehr auf dieser Welt.

 

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