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Startup-Szene München

Ein Blick auf das Unicorn Lilium

Unicorn Check
Lilium will die Art des Reisens verbessern.
Lilium ist zurzeit eines der vielversprechendsten deutschen Startups und sorgte zuletzt mit einer weiteren erfolgreichen Finanzierungsrunde für Schlagzeilen. Insgesamt hat das junge Flugtaxi-Unternehmen mittlerweile über 375 Millionen Pfund an Investorengeldern gesammelt. Unter Anderem Tesla-Investor Baillie Gifford nahm Geld in die Hand, um in Lilium zu investieren - 35 Millionen Dollar sollen es gewesen sein. Doch was genau macht das Startup aus? Wir haben mit Lilium über ihren Jet, den Standort München und die Zukunft der regionalen Infrastruktur gesprochen.

Die Idee für das Unicorn Lilium entstand, als der Gründer Daniel Wiegand über ein Video des V22 Osprey stolperte. Die Vision: Ein Jet, der senkrecht starten und landen kann – aber nicht für militärische Zwecke, wie der V22, sondern als Flugtaxi für Jedermann. Seine drei Mitgründer studierten wie Wiegand Luft- und Raumfahrt an der TU München und waren sofort begeistert. Gemeinsam finanzierten die vier Münchner das Unternehmen solange selbst, bis sie die ersten Durchbrüche bei Finanzierungsrunden hatten. Mittlerweile ist das Unternehmen auf über 500 Mitarbeiter angewachsen und hat über 375 Millionen Pfund an Finanzmitteln erhalten. Der Traum ist jedoch der gleiche geblieben: „Unser Team wird von einer gemeinsamen Vision motiviert. Wir wollen die Art, wie wir reisen verbessern und gleichzeitig an einer saubereren Zukunft arbeiten.“ so Lilium.

 

Kommerzielle Flüge zu Taxi-Preisen

Die ersten kommerziellen Flüge sollen bereits 2025 stattfinden und dann auch preislich mit einer normalen Taxifahrt konkurrieren können. Trotzdem liege die Reichweite von etwa 300 Kilometern in einem Bereich, der keinem spezifischen Transportmittel Konkurrenz mache. Der Fokus von Lilium liegt auf einem regionalen und teilweise auch urbanen Markt – Der entscheidende Vorteil von senkrecht startenden Luftfahrzeugen ist die Platzersparnis bei Lande- und Startvorgängen. Im Gegensatz zu Hubschraubern könnte mit dem elektrischen Antrieb des Lilium Jets auch die Lärmbelastung eingeschränkt werden. Laut cnbc hatte Lilium bereits „positive Diskussionen“ zwecks der Zulassung von kommerziellen Flugtaxi-Linien.

 

 Die Konkurrenz schläft nicht

Auch Uber und Boeing arbeiten bereits an ihren Versionen von Flugtaxis. Der CityAirbus von Boeing macht beispielsweise seit letzter Woche schon erste Testflüge in Manching. Lilium will sich durch seine elektrischen Lüftermotoren und festen Flügel differenzieren, die eine größere Reichweite und Nutzlast als die Konkurrenz möglich machen sollen.

 

Standort München

Vor allem die Nähe zu etablierten Luft- und Raumfahrtunternehmen, sowie der Automobilindustrie macht München auch weiterhin zu einem attraktiven Standort für Lilium: „Deutschland hat einen Ruf als Weltmarktführer in den Bereichen Ingenieurwesen und industrieller Fertigung und wir bauen auf diesem Erbe auf.“ Dennoch gäbe es auch noch viele Möglichkeiten, um Deutschland und Europa als Standorte für Startups attraktiver zu gestalten.

 

 

Hier das vollständige Interview lesen:

Wann werden mit Lilium die ersten kommerziellen Flüge möglich sein? Und welche Strecken fasst ihr zuerst ins Auge?

Wir planen, 2025 erste kommerzielle Leistungen anzubieten und erwarten die ersten Stadt-Shuttle-Flüge an zwei oder drei Standorten auf der Welt – Zurzeit sind diese noch vertraulich!

Effizient, leise und kosteneffektiv – Lilium setzt mit seinem Konzept vor allem darauf, lokalen Verkehr zu revolutionieren und damit Fahrgemeinschaften auf dem Boden Konkurrenz zu machen. Wie viele Leute passen denn konkret in ein Flugtaxi und wie viel würde ein Flug kosten? Ist das tatsächlich vergleichbar mit einer normalen Taxi-Fahrt?

Unser aktuelles Modell ist für vier Passagiere und einen Piloten ausgelegt. Der Lilium Jet entspricht in etwa den Abmessungen eines normalen Autos, die Erfahrung im Inneren ist also ähnlich.

Wir versuchen, wettbewerbsfähige Preise mit dem nächstbesten alternativen Transportmittel anbieten zu können. Für kurze Strecken könnte der Preis daher mit einem Taxi oder Ridepooling vergleichbar sein. Während längere Strecken ähnlich viel wie Kurzstreckenflüge oder ein Bahnticket der ersten Klasse kosten könnte.

Der eigentliche Vorteil ergibt sich, wenn man Städte verbindet, die zurzeit keine sinnvollen Anbindungen haben. Alles, was man benötigt, ist ein Landeplatz an beiden Endpunkten – keine Autobahnen oder Schienen -, was es wesentlich erschwinglicher macht, diese Verknüpfung herzustellen und schnelle Verkehrsverbindungen zu erschaffen.

Mit einer Reichweite von bis zu 300 km konkurrieren wir nicht direkt mit einem bestimmten Transportmittel.

Welche Ladezeiten sind mit so einer Reichweite verbunden?

Das Flugzeug wird bei jeder Landung aufgeladen. An den technischen Details arbeiten wir noch. Aber wir gehen davon aus, dass das Flugzeug in den meisten Fällen innerhalb der Zeit aufgeladen wird, die erforderlich ist, um Passagiere aussteigen zu lassen, das Flugzeug zu reinigen und vorzubereiten und Passagiere für den nächsten Flugabschnitt wieder einsteigen zu lassen.

Lilium konnte sich zuletzt wieder große Investor-Summen sichern, auch von internationalen Geldgebern. Was macht die Idee des Startups so attraktiv?

Unsere Investoren sehen eine langfristige Chance, in eine Technologie zu investieren, die die Art und Weise, wie wir reisen, wirklich verändern könnte. Insbesondere bei Fahrten von 20 bis 300 Kilometern sehen wir eine großartige Gelegenheit, eine schnelle Verkehrsverbindung bereitzustellen, die zurzeit einfach nicht existiert.

Das Flugzeug ist insofern revolutionär, als dass es dank seines geringen Geräuschprofils, den hohen Sicherheitsstandards (vergleichbar mit jetzigen Verkehrsflugzeugen) und den Null Emissionen Zugang zu innerstädtischen Standorten bietet.

Ihr habt euren Standort nicht im Silicon Valley sondern in München – warum?

Unser Unternehmen wurde in München gegründet. München ist die Heimat unseres Hauptsitzes, unser Teststandort und wir haben hier unsere Produktionsstätten. Wegen unserer Position im Herzen Europas profitieren wir von der Nähe zu einer gut etablierten Lieferkette für Luft- und Raumfahrt und der Automobilindustrie, sowie von einer hervorragenden Basis an Ingenieurtalenten.

Kann Deutschland als Standort international mithalten?

Ein in München ansässiges Unternehmen zu sein, hatte für uns erhebliche Vorteile. Von der Gewinnung qualifizierter Arbeitskräfte bis hin zum Zugang zu vorhandenen Wissensquellen. Deutschland hat einen Ruf als Weltmarktführer in den Bereichen Ingenieurwesen und industrieller Fertigung und wir bauen auf diesem Erbe auf. Es gibt allerdings noch viel zu tun, um eine lebendigere Startup-Szene in Deutschland und ganz Europa zu entwickeln.

Ihr habt viel Konkurrenz, auch von etablierten Unternehmen wie Uber oder Boeing, was macht Lilium besonders?

Das Design des Lilium Jet unterscheidet sich von seinen Mitbewerbern durch elektrische Lüftermotoren und feste Flügel. Das hilft uns, eine Reichweite und Nutzlast zu liefern, die sich von vielen Mitbewerbern unterscheidet – fünf Personen bis zu 300 km mit einer einzigen Ladung befördern. Wir glauben außerdem, dass die Marktchance eher in „regionalen“ als in „städtischen“ Verbindungen liegt.

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