Spenden während dem Zocken
Das Augsburger Social-Startup „Players Beyond“
Mehr als sieben Milliarden Euro haben im Jahr 2020 User weltweit laut einer Studie von App Annie für Apps und Spiele im App-Store ausgebeben – pro Monat! Das Augsburger Startup „Players Beyond“ will diese Kaufkraft für gute Zwecke nutzen: Das junge Team entwickelt Mobile Games, die die Umwelt retten sollen. „Wir möchten eine Welt mitgestalten, in der wir Technologie und Spiele für etwas Gutes einsetzen.“ so einer der Gründer, Victor Salamanca Cabrera Koch. „Frei nach dem Motto ‚Einzeln mögen wir nur ein Tropfen sein. Gemeinsam sind wir ein Ozean.‘ wollen wir Spielern die Chance geben, während dem Spielen für Umweltorganisationen zu spenden, ohne eigenes Geld einzusetzen und so die Leute befähigen, ein Held/eine Heldin zu sein“.
Umweltschutz zugänglich gemacht
PlayersBeyond entwickelt also Spiele fürs Handy, die mithilfe von In-Game-Werbung Geld abwerfen, welches wiederum an verschiedene Umweltorganisationen gespendet wird. Der Spieler oder die Spielerin muss also nichts weiter tun, als eines der Games zu downloaden und loszulegen. Das Spiel „Pretty Beach“ ist beispielsweise ein unterhaltsames Minigame in Retro-Optik, bei dem man Müll aus dem Sand buddeln muss, um Punkte zu erhalten. Dazwischen bekommt man immer mal wieder Werbung angezeigt – Das Spiel selber kostet aber nichts. Man gebe damit laut Koch jeder Person, die die Spiele spielt die Möglichkeit, Teil einer Bewegung zu werden. Auch wenn man kein Geld oder keine Zeit habe, um anderweitig mitzuwirken oder körperlich eingeschränkt sei. Man könne also ganz einfach vom Bildschirm aus die Welt zu einem besseren Ort machen.
Neben Uni und Job die Welt von Plastik befreien
2019 gründete Victor Salamanca Cabrera Koch gemeinsam mit Benjamin Möckl und Damian Rogaczewski aus dieser Idee eines zugänglichen Umweltprojekts Players Beyond. Die drei Gründer kamen mit völlig verschiedenen Hintergründen zusammen. „Ich habe selbst lange in der Plastik- und Labelindustrie gearbeitet“. kommentiert Koch. „Nachdem ich die Doku „A Plastic Ocean“ gesehen hatte, wurde mir bewusst, was dieses Material für einen Einfluss auf unseren Alltag, unseren Körper und unsere Welt hat. Mein Mitgründer Benjamin wollte schon immer Games machen und hat sogar zu seiner Bachelorarbeit eine AI für das Game Starcraft geschrieben. Damian war durch seine Tanzschulen schon selbstständig und fit in User Akquise“.
Obwohl das Startup noch jung ist und das Team komplett nebenberuflich arbeitet, konnten sie bereits erste Erfolge verzeichnen: “ Seit der Gründung konnten wir 4 Spiele entwicklen, über 4000 Downloads generieren und haben es geschafft mit unseren Einnahmen gemeinsam mit der Organisation UMUNTUMOVEMENT aus der Schweiz zwei Cleanups, in Zusammenarbeit mit den Locals in Uganda, zu veranstalten“. Eine Leistung, auf die die Gründer stolz sind. Denn der nebenberufliche Aufbau eines Untenehmens ist nicht ohne Tücken: „Dadurch, dass wir Players Beyond noch nicht hauptberuflich machen können, müssen wir unsere Zeit sehr genau einteilen. Eine Balance zu finden, bei der man am Ende noch etwas Freizeit hat, ist manchmal fast unmöglich. Doch am Ende wissen wir, warum wir es machen und das treibt uns an.“
10, 50, 100 Prozent?
Diese ersten beiden Cleanups seien aber lediglich der Anfang. Auf ihrer Website gibt Players Beyond an, 10 Prozent des Gewinns an Umweltorganisationen zu spenden. Das sei aber lediglich das Mindestversprechen, man wolle den Wert in Zukunft auf über 50 Prozent steigern. Für den Earth Day 2021 plant Players Beyond sogar 100 Prozent der bis dahin realisierten Umsätze zu spenden. Zurzeit verdient keines der Teammitglieder etwas an dem Projekt. Und auch die Ausgaben für Lizenzen und Arbeitsmittel finanzieren sie aus eigener Tasche. Deshalb sei das Ziel zunächst einen Break-Even Punkt zu erreichen, um dann den Spendensatz Stück für Stück zu erweitern. Mit den ersten Gewinnen rechnet Players Beyond 2022.
Sauberes Wasser statt Bäume pflanzen
Die Organisationen, an die das Geld geht, wählen Players Beyond noch selbst aus. In Zukunft wolle man aber die Community mitentscheiden lassen. Im Vordergrund steht aber insbesondere die Säuberung der Meere. „Für uns sind drei Faktoren wichtig: Die Erfahrung des Teams, der Impact der Organisation und dass die Organisationen das gleiche Ziel verfolgen wie wir. Bäume pflanzen ist zwar nach Außen hin immer super, doch täglich landen mehrere Tonnen neues Plastik im Meer. Das zerfällt, heizt dabei, durch die frei werdenden Stoffe, den Ozean auf und wird zu Mikroplastik, an dem Tiere sterben. Mittlerweile weiß man sogar, dass wir wöchentlich fast eine ganze Kreditkarte Plastik über unsere Nahrung mit aufnehmen. Aus diesem Grund war uns wichtig, dass die ersten Organisationen sich voll und ganz für sauberes Wasser und Beach Cleanups einsetzen.“ so Koch zu dem Auswahlprozess.
„Es gibt mittlerweile wahnsinnig viele inspirierende Projekte. Das macht natürlich auf viel Mut und motiviert auch am eigenen Projekt weiterzumachen. Ein Unternehmen, das uns anfangs stark inspiriert hat, ist Ecosia. Auch wenn ich selbst kein Freund von Bäumepflanzen in anderen Ländern bin, hat Ecosia einen starken Impact auf die Umwelt und die gesamte grüne Bewegung. Ein anderes Startup, ist „BuyFoodWithPlastic“ aus der Schweiz“. Neben den bereits realisierten Strandsäuberungs-Projekten, kann sich der Gründer auch das Pflanzen von Korallenriffen als Spendenziel vorstellen. Man wolle Umweltprojekten eine Plattform bieten und eine weltweite Community aufbauen.
Augsburger Gründerspirit
Ob Augsburg auch zukünftig der Standort für Players Beyond bleibt, steht noch in den Sternen. Als Gaming-Startup gäbe es bessere Standorte mit mehr Anschluss an etablierte Studios und Entwickler. Trotzdem hat Koch die Stadt ins Herz geschlossen: „Der Vorteil von Augsburg als Gründungs-Standort ist, dass man schnell Anschluss zu verschiedenen Startups aus den verschiedensten Bereichen findet. Dieser Austausch hilft oft, etwas aus einer komplett neuen Perspektive zu sehen. Wo es uns langfristig hinschlägt, kann ich noch nicht sagen. Doch Augsburg als Wasserstadt mit den Kanälen, den Parks und der Architektur hat schon etwas zum Verlieben.“
Foto: Players Beyond