Web 3.0.
Creator Community statt Plattformdenken? Das sind die Chancen des Web3 für die Medienbranche
Statt von einigen großen Technologieunternehmen kontrolliert zu sein, verspricht die Idee des Web3 ein dezentralisiertes und nutzergetriebenes Internet. Der Begriff „Web 3.0“ wurde von Ethereum-Mitbegründer Gavin Wood kurz nach dem Start von Ethereum im Jahr 2014 geprägt und ist zu einem Sammelbegriff für die Vision eines neuen Internets geworden. Im Kern nutzt Web3 Blockchains, Kryptowährungen und NFTs, um die Macht in Form von Eigentum an Nutzer:innen zurückzugeben.
Diese Vision könnte auch für viele Unternehmen und Branchen einen Wendepunkt darstellen. Etablierte Plattformen verlieren an Bedeutung, neue Communities und Finanzierungsmodelle kommen auf. Ein aktueller Report von XPLR: MEDIA hat im Kontext dieser Entwicklungen die bayerische Medienbranche unter die Lupe genommen. Gut 45 Prozent der bayerischen Medienschaffenden haben sich laut der „Web3-Studie: Was kommt auf die Medienbranche zu?” mit Web3 Technologien beschäftigt. Zehn Prozent der Medienbranche in Bayern arbeiten bereits mit Web3-Technologien. Für die Studie wurden 210 Medienschaffende aus Bayern und 18 Web3-Expert:innen befragt.
Chancen…
Laut der Expert:innen bietet das neue Internet für die Medienbranche eine Vielzahl an Chancen, darunter die Emanzipierung von der bestehenden Plattformökonomie, neue Finanzierungsmöglichkeiten und die Möglichkeit, sich von der Monopolstellung der großen TechKonzerne zu emanzipieren. Es sei beispielsweise denkbar, jegliche Video-, Audio und Textinhalte als Token abzubilden und damit lizenzierbar zu machen. Über Smart Contracts können Kreative ihre Werke so auch langfristig monetarisieren.
…und Risiken
Sie weisen aber auch auf die Risiken hin, mit denen die Vision noch verbunden sei. Als großes Risiko für die Medienbranche wird von den Expert:innen ein zunehmender Bedeutungsverlust im Web3 betrachtet, der sich aus der Schwächung von Intermediären in einer erstarkenden Creator Economy speist. Aber auch Community-getriebene soziale Medien und neue Peer-to-Peer-Bezahl- und Abo-Modelle könnten zu Herausforderungen für etablierte Medienunternehmen werden. Daher sei es für Medienhäuser entscheidend, sich schon heute mit dieser neuen Kultur in den dezentralen Netzwerken zu befassen, das Personal entsprechend zu schulen und Budget und Räume für Experimente zu schaffen.
Vor allem NFTs und Blockchains werden bereits genutzt
Die Medienschaffenden aus Bayern, die bereits mit Web3-Technologien arbeiten, nutzen am häufigsten NFTs und Blockchain-Technologien. Dahinter folgen Wallets und Kryptotoken. Arbeiten Medienschaffende noch nicht mit dem Web3, so liegt das vor allem an fehlender Überzeugung vom Nutzen der Technologien. Aber auch mangelndes technisches Know-how und mangelndes Budget spielen eine Rolle.
Neue Lösungen für die Medienbranche
Das neue Internet wird auch neue Lösungen für die Medienbranche mit sich bringen: 65 Prozent der Befragten, die sich bereits mit dem Web3 auseinandergesetzt haben, glauben an neue Bezahlmodelle, 58 Prozent sehen neue Community-Lösungen und 55 Prozent neue Lizenzmodelle als Chance. Neue Bezahlmodelle erscheinen insbesondere der Publishing- und Verlags-Branche sowie der Marketing-Branche als wahrscheinlich. Die Journalismus-Branche hingegen erachtet Community-Lösungen als möglich.