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Kaffeepause mit …

Martin Plöckl, Gründer im Ruhestand

Der Gründer im Ruhestand Martin Plöckl
Der Gründer im Ruhestand Martin Plöckl
Martin Plöckl hat eine erfolgreiche Gründung hinter sich und ist seitdem "Gründer im Ruhestand". Die Füße hochgelegt hat er aber nicht: In der Augsburger Gründerszene ist er als Dozent und Mentor aktiv und verwirklicht so Herzensprojekte.

Wie trinkst du deinen Kaffee? 

Schwarz, stark, ohne Milch, ohne Zucker.

 

Was liest du gerade? / Hast du einen Buch- oder Podcast-Tipp für uns?

Ja, drei sogar. Das Eine ist: „Sprint: Wie man in nur fünf Tagen neue Ideen testet und Probleme löst“ von Jake Knapp. Das ist im Google-Venture-Umfeld entstanden man lernt viel über das Ausprobieren neuer Ideen in wirklich kurzer Zeit.

Das Zweite ist: „Traumberuf: Keynote Speaker“ von meinem Freund Felix Plötz, der unter Anderem „Das 4-Stunden-Startup“ geschrieben hat.

Das Dritte heißt „Coma“, geschrieben von John Nivien. Das ist ein Roman der absoluten Extraklasse um einen relativ erfolglosen Menschen, der durch einen Schlag mit einem Golfball zum Weltbesten Golfspieler wird.

 

Gründer, Mentor, Unternehmensberater, Life Coach, du hast schon einiges an Erfahrungen gesammelt. Kannst du uns kurz einen Überblick über deinen Werdegang geben? 

Ich habe in Augsburg Informatik und BWL studiert, war dann Consultant im Bereich Unternehmenssanierung und habe schließlich in der Dotcom-Zeit mit zwei Cofoundern vitrado gegründet, das wir ziemlich erfolgreich an Mobilcom-Debitel verkauft haben. 2006 bin ich da ausgestiegen und seitdem bin ich Gründer im Ruhestand, weil ich nicht mehr für Geld arbeite, sondern nur noch Projekte mache, die in der Regel ehrenamtlich sind und an denen ich Spaß habe.

Das sind wirklich ganz unterschiedliche Sachen: Zum Beispiel mein Lehrauftrag an der Hochschule mit dem „Hörsaal der Löwen“, oder ich betätige mich als Mentor, wie bei der Telefonica, KPMG oder bei der LMU München. Also alles Herzensprojekte – ich arbeite nur mit interessanten und netten Menschen zusammen und der Leitspruch ist: „Work to Learn, not to Earn“

 

Du bist überzeugter Augsburger und in der lokalen Gründerszene aktiv wie kaum ein anderer. Was hältst du vom Augsburger Gründernetzwerk?

Das Augsburger Gründernetzwerk ist ein zartes Pflänzchen.

Es existieren zwei Leuchtturmprojekte: „Augsburg gründet!“ und „Rocketeer“. Und dann gibt es noch ein paar sehr kleine Sachen, an der Hochschule oder Uni beispielsweise. Aber das Thema entwickelt sich langsam, weil wir immer mehr ernstzunehmende Gründer bekommen. Jetzt haben wir solche Leute wie Benedikt Sauter mit Xentral, Sina Trinkwalder als Vollblutunternehmerin, oder Andrea Pfundmeier, die mit Secomba auch weltweit mitspielt. Es gibt auch noch viele viele andere, unfassbar tolle Beispiele für diese Gründermentalität und Gründerkultur – die aber trotzdem überhaubt nicht vergleichbar ist mit der Lage in München, Berlin oder dem Silicon Valley. Das sind immer noch unterschiedliche Ligaklassen und das wird wahrscheinlich auch so bleiben, weil an anderen Standorten einfach sehr viel mehr Geld fließt.

Ich sehe zwar eine positive Tendenz, aber man muss noch viel machen, um Augsburg besser zu gestalten. Ansonsten wandert viel Talent auch ab.

 

Du bist heute unter anderem als Mentor tätig und bekommst in dem Format „Hörsaal der Löwen“ der Hochschule Augsburg regelmäßig neue Startup-Ideen präsentiert. Was muss eine Idee mitbringen, damit sie dich fasziniert? 

Das beste Format, das in Augsburg zurzeit auf dem Markt ist! – auch ganz uneigennützig gesagt. Ich mache den „Hörsaal der Löwen“ jetzt seit vielen Jahren und am Anfang war das ein totaler Rohrkrepierer, weil die Studenten nicht verstanden haben worum es geht und ich auch gar nicht wusste, wo ich hin will.

Aber mittlerweile hat sich dieses Format zu einem echten Hochglanz-Event etabliert, über das regelmäßig Medien berichten, bei dem Studenten Schlange stehen um teilnehmen zu dürfen und bei dem ich zwischenzeitlich wirklich mit vielen Kooperationspartnern im Gespräch bin, die daran teilhaben wollen. Andreas Schmid hat jetzt beispielsweise schon das zweite Startup aus „Hörsaal der Löwen“ zu sich ins Lab aufgenommen.

Zu Thema Ideen: Das Interessante ist ja, dass ich aufgehört habe, dass die mich faszinieren müssen. Denn ich habe eine tolle, hochkarätige Jury mit viel Erfahrung zusammengestellt, die sich die Präsentationen anhören und die Ideen aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Ich habe ja nur meine kleine Sichtweise, aber so eine sechsköpfige Jury kann eine Menge wertvollen Input mit ganz verschiedenen Hintergründen geben. Die wollen, dass diese Idee relativ schnell die Chance hat, marktreif zu werden und meßbare Erfolge zu generieren.

Um überzeugen zu können, sollten die GründerInnen also einerseits junge, dynamische und erfolgshungrige Menschen sein, denen man das Projekt zutraut. Andererseits sollten sie eine Idee mitbringen, die simpel genug ist, um umsetzbar zu sein.

 

Hast du einen Rat für junge GründerInnen?

Das wichtigste ist das Mindset. Wenn ich in einem Beamtenhaushalt aufwachse, dann sehe ich die Welt nur mit Beamtenaugen. Also muss ich mir gleichgesinnte Leute holen, auf Events gehen, Podcasts hören, mich immer wieder austauschen und alles aufsaugen wie ein Schwamm – um meine Sichtweise zu verändern und das richtige Mindest zu finden. Die Idee kommt dann von selber.

 

Was hat dich damals inspiriert vitrado mitzugründen? Was waren die größten Herausforderungen auf dem Weg?

Die Inspiration war damals die neue Technologie, die die Welt erobert hat: Das Internet. Man hatte das Gefühl, da entsteht etwas Großes. Ich war mein Leben lang immer auf der Suche nach neuen Impulsen und habe mich auch mit vielen inspirierenden Leuten getroffen und ausgetauscht und konnte dann nicht widerstehen: Ich wollte auch dabei sein und mit coolen Leuten etwas Neues machen.

 

Nach dem erfolgreichen Exit hättest du damals auch einfach die Füße hochlegen können. Stattdessen bist du nach wie vor in der Gründerszene aktiv. Was inspiriert dich?

Vom Nixtun wird man auch müde. Und es ist frustrierend, wenn das Leben an einem vorbei zieht und man selber nicht teilnimmt. Der Mensch ist nicht dafür geschaffen, ewig Urlaub zu machen. Ein tolles Leben findet dann statt, wenn ich als Mensch aktiven Einfluss auf meine Umwelt haben kann.

 

Hast du ein Motto?

„Change before you have to“

 

Wenn du die Möglichkeit hättest, das nächste große Cover einer weltweit aufgelegten Zeitschrift zu entwerfen, was würdest du drauf machen?

Einen Satz: „Dont’ dream, just f***ing do it“

 

Du willst dich mit Martin vernetzen? Hier lang!

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